Die Vision

Unter dem Yppenplatz am Wiener Brunnenmarkt verbirgt sich ein über 500m2 großer Schutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg.

Die Initiative Bunker 16 - Erinnern in Zukunft ist 2021 von Künstler*innen aus dem Umfeld der Brunnenpassage gegründet worden mit dem Ziel, den ehemaligen Luftschutzbunker am Yppenplatz als Ort zeitgenössischer Erinnerungskultur zu öffnen. Es geht in der Vision darum, gesellschaftliche Praxen zu finden, die es ermöglichen an einer Zukunft mit starkem sozialen Zusammenhalt zu bauen. Durch Aufarbeitung und Anteilnahme soll verhindern werden, dass sich verdrängte Geschichte wiederholt.

Die Initiative Bunker 16 – Erinnern in Zukunft plant, diesen historischen Ort für die Bevölkerung zugänglich zu machen: Hier soll ein offener Erinnerungs-Kunst-Raum entstehen. Ziel ist es, einen offenen Raum zu schaffen, der den Austausch zum Thema plurales Erinnern in unserer Gesellschaft fördert durch Ausstellungen, Musik, Performances und Lesungen.

Es wurde bereits eine architektonische Machbarkeitsstudie abgeschlossen. Der Bunker soll nach dem Umbau so pur wie möglich bleiben. Ein historischer Ort, der gleichzeitig allen Anforderungen eines zeitgenössischen Galerieraums für eine Zulassung von bis zu 120 Besucher*innen entspricht.

In der Pilotphase finden verschiedene Artist in Residencies sowie eine umfassende historische Bestandsaufnahme samt Zeitzeug*innenbefragung statt. Gleichzeitig werden die bauliche Adaptierung und die Etablierung kontinuierlicher künstlerischer Aktivitäten vorangetrieben.

Die Initiative Bunker 16 – Erinnern in Zukunft ist vernetzt mit vielen Akteur*innen im Bereich pluraler Erinnerung Seit 2024 ist die Initiative Erinnern in Zukunft Netzwerkpartnerin der Coalition for Pluralistic Public Discourse (CPPD).

Bunker16 - Erinnerungspraxis

Über den Bunker unter dem Yppenplatz
Eine Otko-Dokumentation von Scharo Amin

 

Welche Formen des Erinnerns braucht unsere Gesellschaft?

Der Kunst- und Kultursektor sieht sich zunehmend mit der Frage konfrontiert, wie er als Ort der Reflexion in der Migrationsgesellschaft fungieren kann. Die konzeptionelle Setzung von Bunker 16 – Erinnern in Zukunft ist, entsprechend der Pluralität der gegenwärtigen Bevölkerung, multiperspektivisch und diversitätskritisch.

Der offene Erinnerungs-Kunst-Ort am Yppenplatz will die Auseinandersetzung mit der österreichischen Vergangenheit ergänzen und erweitern. Menschen unterschiedlicher biographischer Kontexte entdecken Verbindendes und Eigenes.

In Österreich findet Erinnern zumeist in segregierten Communities statt mit spezifischen Perspektiven für und auf die jeweils Betroffenen. Ein großer Teil der Bevölkerung bleibt davon biographisch weitgehend ausgeschlossen.

In der heterogenen Bevölkerung Wiens treffen sehr unterschiedliche Herkunftsgeschichten aufeinander. Insbesondere um den Brunnenmarkt leben viele Menschen mit persönlichen Kriegserfahrungen aus Afghanistan, Armenien, Ex-Jugoslawien, Irak, Jemen, Kurdistan, Pakistan, Syrien, Türkei, Ukraine, Vietnam und vielen weiteren Regionen der Welt. Sie haben gesellschaftlich wenig Räume sich - über die eigene Familie hinaus - mit ihrem Erinnern, ihrer Geschichte, ihrem Erlebten auseinanderzusetzen. Vieles wird verdrängt, tabuisiert.

Menschen, die als (Klein-)Kind nach Österreich gekommen oder in Wien geboren sind und deren Eltern Kriegserfahrungen mitbringen, haben über das Bildungssystem und die bisherige hiesige Erinnerungskultur Zugang zur Aufarbeitung der Geschichte Österreichs, was sehr zu begrüßen ist. Gleichzeitig sind sie über ihre Familien mit ihrer eigenen Herkunftsgeschichte konfrontiert.

Einen offenen Kunst-Ort, der die Möglichkeit bietet, diese komplexen Erinnerungen und Lebenserfahrungen und Perspektiven zusammenzuführen, zu reflektieren, künstlerisch aufzuarbeiten und daraus neue Impulse für die Erinnerungskultur in diesem Land zu schaffen, gibt es bisher nicht.

 

Aktuelle gesellschaftliche Fragen

  • Welche Geschichte bringen einzelne Individuen mit in das hiesige gesellschaftliche Zusammenleben?
  • Wie setzt sich `die Geschichte` innerhalb von Bi-Nationalen Familien zusammen?
  • Welche Kriegserzählungen sind in den Familien heutiger Jugendlicher in Österreich präsent? Zeitzeug*innen in unserer Gesellschaft legen Zeugnis ab - wovon?
  • Was bedeutet der aktuelle Paradigmenwechsel des Sterbens der Zeitzeug*innen des Holocaust für die nachgeborenen Generationen?
  • Welche Friedensbilder existieren für die heutige Jugend?
  • Wie kann Erinnerung an aktuelle(re) Geschehnisse, Ereignisse, Menschen im öffentlichen Raum sichtbar werden und welchen Symbolwert hat dies für den Umgang einer Gesellschaft mit ihrer Vergangenheit?
  • Wie können die jeweiligen kollektiven Vergangenheiten von Bürger*innen darin vorkommen?
  • Wie kann zeitgenössische Kunst kollektive und generationsübergreifend Traumata der Gesellschaft bearbeiten und bewältigen?

 

Künstlerisches Profil

Die Heterogenität der Bevölkerung ist Ausgangspunkt für das künstlerische Schaffen. Erinnern in Zukunft fokussiert die Frage, wie zeitgenössische Erinnerungskultur in unserer Gesellschaft etabliert werden kann, die für einen möglichst großen Teil der pluralen Stadtgesellschaft relevant und wohltuend ist.

Durch das Experimentieren mit innovativen, transdisziplinären Formaten werden neue ästhetische Erfahrungen und Ausdrucksweisen kreiert. Veranstaltungen finden in der Vision zukünftig vor allem im Bunker statt und sind auch Open Air und digital (augmented reality) sowie an anderen Orten der Stadt geplant. Wir arbeiten mehrsprachig, transkulturell, intergenerational und nach dem Prinzip Pay-as-you-can.

Es finden Dauerausstellungen und wechselnde Programmformate ebenso statt, wie Führungen und partizipative Kunstaktionen. Kooperationen mit Institutionen lokal und international und Zusammenarbeit mit marginalisierten Initiativen sind geplant. Bereits in der Pilotphase sind viele Kooperationen entstanden. Ziel ist die künstlerische Auseinandersetzung und Erforschung zu kollektivem Gedächtnis unserer pluralen Gesellschaft an einem hochfrequentierten, historischen Ort. Multiperspektivisches Kuratieren entsprechend der Pluralität der heutigen Bevölkerung schafft diversitätskritische Perspektiven der Auseinandersetzung mit Krieg & Frieden. Kunst wird als Tool erkannt, um Beiträge zu leisten aus gesellschaftlichen Gewaltspiralen heraus zu finden.

Kontakt: 
Initiative Erinnern in Zukunft - podgorac@brunnenpassage.at / wiederhold@brunnenpassage.at

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